Zum Inhalt springen
Schweden-Kompass.de » Wohnen in Schweden » Rezension: “Schweden für Einsteiger” von Hiltrud Baier

Rezension: „Schweden für Einsteiger“ von Hiltrud Baier

Buch-Cover Schweden für Einsteiger

Das Büchlein „Schweden für Einsteiger“ ist im August 2022 in der dritten Auflage erschienen. Die Autorin Hiltrud Baier gibt darin im ersten Teil einen ersten Überblick über wichtige Auswander-Themen wie Versicherung, Wohnungssuche oder Jobsuche. Im zweiten, deutlich kürzeren Teil des Buches teilt sie ein paar persönliche Erfahrungen aus ihrem Leben in Schweden und mit den Schweden mit.

Gut am Buch finde ich…

  • die Kompaktheit (118 Seiten)
  • die vielen Link-Tipps, um sich im Detail weiter zu belesen
  • die Checklisten

Das hat mir weniger gut gefallen…

  • einige Schilderungen erschienen mir subjektiv und verallgemeinernd
  • die Hinweise zur Jobsuche wirken veraltet

Positives an „Schweden für Einsteiger“

Erläuterungen zum schwedischen Schulsystem

Die Ausführungen zum schwedischen Schulsystem fand ich sehr erhellend, da es hier doch deutliche Unterschiede zum deutschen gibt. So besuchen schwedische Kinder von der ersten bis zur neunten Klasse eine sogenannte Grundschule und bekommen erst ab der sechsten Klasse Noten.

Die meisten Schweden besuchen nach der Grundschule noch drei weitere Jahre ein Gymnasium, welches deutlich praxisorientierter ist als unsere Gymnasien. Die unzähligen Profile wie etwa das ästhetische Profil (Literatur, Theater) oder ökonomische Profil (Technik, Naturwissenschaften) bereiten die Schüler auf das Berufsleben vor.

Schwedische Eigenarten

An einigen Stellen im Buch musste ich beim Lesen schmunzeln. Genau die gleichen Dinge sind mir auch schon aufgefallen. So schreibt Hiltrud Baier etwa über weiche „Flummi-Matratzen“, die die Schweden offenbar lieben und für deutsche Rücken gewöhnungsbedürftig sind. Diese Erfahrung habe ich tatsächlich auch gemacht, aber im (schwedischen) IKEA glücklicherweise eine Matratze gefunden, die meiner deutschen 7-Zonen-Kaltschaummatratze in nichts nachsteht.

Auch hat mich schon die Sehnsucht nach deutschen Lebensmitteln gepackt (Rostbratwürste, Brot (!!!), Magerquark, Spekulatius und Stollen in der Weihnachtszeit) und wie habe ich mich gefreut, als ich den ersten schwedischen Lidl betreten habe! Wahrhaft ein Stück Heimat.

Auch die im hinteren Teil des Buches aufgelisteten „falschen Freunde“ (schwedische Wörter, die einem deutschen Wort ähnlich klingen, aber doch etwas ganz anderes bedeuten) fand ich witzig, da ich bereits darüber nachgedacht habe, ihnen einen ganz eigenen Artikel hier in meinem Blog zu widmen (kommt sicher noch). Schließlich sind da wirklich ein paar putzige Vokabeln dabei wie etwa „glasögon“, das uns an ein Glasauge denken lässt, tatsächlich aber „Brille“ bedeutet.

Negatives an „Schweden für Einsteiger“

Schwedisch lernen – am besten schon in Deutschland

Die Autorin betont immer wieder wie wichtig es sei, die schwedische Sprache zu erlernen, im besten Falle schon vorab in Deutschland. Meine Erfahrung ist hier eine andere und ich denke, dass man diese Sache differenzierter betrachten muss.

Eins vorab: Natürlich lerne ich Schwedisch und mittlerweile habe ich ein Sprachniveau erreicht, mit dem ich mich gut verständigen kann. Außerdem halte ich es grundsätzlich für notwendig, die Sprache jenen Landes zu erlernen, in dem man leben möchte. Allerdings ist es in Schweden – und ganz besonders in Stockholm – nach meiner Erfahrung nicht zwingend notwendig, sich von Tag eins an auf Schwedisch unterhalten zu können.

Im Alltag und auch auf Ämtern kam ich mit Englisch bestens zurecht. Ich habe zum Beispiel meine Personennummer beantragt, als ich kaum drei Worte Schwedisch konnte. Mein Formular war auf Englisch und es hat alles super geklappt.

Wie die Autorin selbst schreibt, besteht in Schweden sogar die Möglichkeit, bei der Gemeinde einen Dolmetscher anzufragen, der bei Formalitäten auf dem Arbeitsamt (arbetsformedlingen), dem Finanzamt (skatteverket) oder beim Arzt behilflich ist. Dieser Service ist noch dazu kostenfrei.

Bei vielen Stellenanzeigen wird zudem darauf hingewiesen, dass die Unternehmenssprache Englisch ist und Schwedisch-Kenntnisse nicht zwingend erforderlich sind. Das betrifft vor allem Berufe in der IT-Branche.

Also: Je nachdem, wo du in Schweden landest und welchen Beruf du ausüben möchtest, reicht es auch aus, dich erst vor Ort intensiver mit der Sprache zu beschäftigen. Die im Buch angesprochenen SFI-Kurse (svenska för invandrare / Schwedisch für Einwanderer) gibt es beispielsweise auch als Abendkurs und lassen sich gut mit einem Vollzeitjob vereinbaren.

Jobsuche in Schweden

Die Tipps aus dem Buch zur Jobsuche in Schweden fühlen sich meiner Meinung nach ein bisschen aus der Zeit gefallen an. So empfiehlt die Autorin, vor Einsendung der Bewerbungsunterlagen beim Unternehmen anzurufen oder gleich persönlich und unangemeldet vorbeizuschauen, um sich nach offenen Stellen zu erkundigen.

Ich habe mich dazu mit meinen schwedischen Freunden ausgetauscht und die konnten mir das so nicht bestätigen. Vielleicht hat man das früher so gemacht. Mittlerweile jedoch bieten viele Unternehmen ein spezielles Bewerbungsformular auf ihren Webseiten an oder schalten ihre Stellenanzeigen auf den einschlägigen Jobportalen.

Wo ich der Autorin jedoch absolut zustimme, ist, dass die Schweden sehr bescheiden sind und in ihren Bewerbungsschreiben nicht prahlen. Während in Deutschland meist ordentlich auf den Putz gehauen wird, was die eigene Vita angeht, bleibt der Schwede hier sachlich und nüchtern und damit sicher auch ein Stück weit ehrlicher.

Das habe ich dazu gelernt

Was ich bisher noch nicht wusste und nun dank Hiltruds Buch fett in meinem Kalender markiert habe, ist der bokrea – der Bücher-Sonderverkauf. Demnach wird einmal im Jahr in ganz Schweden ein Ausverkauf von Büchern organisiert, bei dem die Preise ordentlich purzeln. Als eingefleischter Bücherwurm werde ich mir das nun nicht mehr entgehen lassen!

Über die Autorin

Hiltrud Baier studierte Literatur und Pädagogik und ist Autorin von Familienromanen, Kinderbüchern und Sachbüchern zum Thema Schweden. Unter dem Pseudonym Klara Nordin schreibt sie außerdem Lapplandkrimis.

Fazit

„Schweden für Einsteiger“ gibt einen ersten Überblick über die lange ToDo-Liste bei einer Auswanderung nach Schweden. Der Leser behält die wichtigsten Themen im Auge und bekommt passende Links an die Hand, um sich tiefer und individuell belesen zu können.

Das Buch kannst du für 16,90 Euro (Stand: Oktober 2022) bei BoD – Books on Demand kaufen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert